Setzt dem Schweigen ein Ende… Teil 1

Die Ausstellung ist der erste Teil des zweiteiligen Ausstellungsprojektes “Setzt dem Schweigen ein Ende”, in dem künstlerische Auseinandersetzungen mit Rechtsextremismus vorgestellt werden. Der Titel stammt aus einem Gedicht der Schriftstellerin Semra Ertan, die sich aus Protest gegen den Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland verbrannte und starb. Das Video im Vorraum der Ausstellung stammt aus Feldmans Online-Projekt „wir sind hier“ und ist der Erinnerung an die Aktivistin gewidmet. Die zweite Ausstellung im Wintersemester 2024 präsentiert eine filmische Arbeit der Künstlerin Cana Bilir-Meier, eine Nichte von Ertan, die um die Erinnerung an einen anderen rechtsextremen Anschlag kreist.

Die Videoarbeit „Elegy“ (2020) – zu Deutsch „Klagegedicht“ – der Medienkünstlerin Talya Feldmann ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem rechtsextremen Terroranschlag auf die Synagoge in Halle während des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur vor fünf Jahren. Talya Feldman befand sich damals selbst in der Synagoge. Ausgangspunkt ihrer Arbeit „Elegy“ ist ihre eigene Erfahrung, die sie mit den Gedanken und Stimmen anderer Überlebender verbindet.

Das 6 1/2-minütige Video zeigt eine Solo-Performance der Tänzerin und Choreographin Tirza Ben-Zvi, die an drei verschiedenen Orten tanzt: vor einem Backsteingebäude, in einem leeren Raum, auf einer Wiese. Unterlegt sind diese Bilder mit einem Gedicht, das Gedankenfragmente der Überlebenden des Anschlags zitiert und mit lang anhaltenden, monotonen Synthesizer-Tönen kombiniert. Christiany Erler, Paul McKenzie und Muhammad Nouman verleihen den Überlebenden ihre Stimmen. Ihre sich teilweise überlappenden und doppelnden Tonaufnahmen heben die Gemeinsamkeiten des Erlebten hervor und betonen den geteilten Schmerz und die Trauer. Gleichzeitig findet Feldman in den Bewegungen Ben-Zvis eine Sprache, die diesen Schmerz jenseits des Sagbaren erzählbar und damit die Möglichkeit einer Heilung eröffnet. Das Zusammenspiel der drei medialen Formen – Ton, Tanz und Poesie – in dem Video „Elegy“ gibt eine Antwort auf die Frage, die die Künstlerin nach dem traumatischen Erlebnis in einem mdr-Radiointerview wie folgt formulierte: “Wie können wir individuelle Erfahrungen mit kollektiven oder globalen Erfahrungen verknüpfen? Wie können wir Grenzen und Sprachen überwinden?”

Talya Feldman (*1990, Denver, Colorado) ist eine multimediale Künstlerin. Sie erlangte 2013 einen Bachelor of Fine Arts (BFA) von der School of the Art Institute of Chicago und 2022 einen Master of Fine Arts an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Feldmans Kunstwerke wurden in verschiedenen Städten wie Chicago, New York, Hamburg und von dem Künstler:innenkollektiv Odessa Nomadic in Denver sowie dem Jüdischen Museum in Frankfurt und Berlin ausgestellt. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, beispielsweise mit dem DAGESH-Kunstpreis des Jüdischen Museums Berlin oder dem DAAD-Leistungsstipendium für internationale Studierende der HFBK. Feldman beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit post-traumatischen Erinnerungsprozessen. Sie arbeitet mit Opferinitiativen und Aktivist:innennetzwerken wie etwa NSU-Watch zusammen, um den Perspektiven und Stimmen der Opfer rechtextremer Gewalt öffentlich Anerkennung zu verschaffen.

Öffnungszeiten im Semester:
Montag bis Donnerstag, 12–17 Uhr
Freier Eintritt

I.G. Farben-Haus, Campus Westend
Goethe-Universität
1. Stock, Raum 1.357
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main

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