„Ich möchte so gern nach Hause geh‘n / Die Heimat möchte ich wieder sehn / Ich find allein nicht meinen Schritt / Wer hat mich lieb und nimmt mich mit / Ich bin so verlassen / Und hör kein liebes Wort / So fremd sind die Gassen / Warum kann ich nicht fort?“

Toxi-Lied „Ich möcht’ so gern nach Hause geh’n“ (1952) interpretiert von Leila Negra (Marie Nejar)

 

In James Gregory Atkinsons Film 6 Friedberg-Chicago (2021) werden die Bewegungen und Gruppenformationen von 17 jungen Schwarzen Protagonisten in den Ray Barracks – einer ehemaligen Kaserne der US-Armee in Friedberg – von Harfenklängen begleitet. Ahya Simone interpretiert das Toxi-Lied aus Toxi (BRD, 1952, Robert A. Stemmle), einem Film der die Frage nach der familiären und nationalen Zugehörigkeit afrodeutscher Kinder in der frühen Bundesrepublik stellt. Die Väter der jungen Männer in 6 Friedberg-Chicago waren, ebenso wie Atkinsons eigener Vater, als afroamerikanische US-Soldaten in Hessen stationiert. Atkinsons emotionaler Film findet ästhetische Bilder dafür, wie Schwarze deutsche und männliche Subjekte durch die sie umgebende Kultur geformt und ihnen bestimmte Rollen zugedacht werden. Die stillstehenden, sich bewegenden und tanzenden Körper inkorporieren solche Zuschreibungen und entziehen sich ihnen zugleich. 6 Friedberg-Chicago ist Teil eines ständig wachsenden nichtlinearen Archivs aus Texten, Bildern, Objekten und Zeitzeugenberichten, das sich mit der Rezeption Schwarzer Soldaten in Deutschland sowie deren in Deutschland geborenen Kindern befasst. James Gregory Atkinson verbindet in seinen recherchebasierten Projekten Autobiografisches mit politischer Geschichte und reagiert auf die extreme Unvollständigkeit offizieller Archive Schwarzer Menschen in Deutschland. Dabei greift Atkinson auf transnationale queere und Schwarze Narrative zurück, modifiziert diese und bringt sie in einen Dialog mit der Gegenwart.

Mit großzügiger Unterstützung des US-Generalkonsulats in Frankfurt am Main.

 

Fotos: Jens Gerber

Öffnungszeiten im Semester:
Montag bis Donnerstag, 12–17 Uhr
Freier Eintritt

I.G. Farben-Haus, Campus Westend
Goethe-Universität
1. Stock, Raum 1.357
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main

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