Rory Pilgrim
The Undercurrent
Rory Pilgrim – The Undercurrent – 2019/ongoing – HD Film, 50:00
Rory Pilgrim (1988, Großbritannien) zeigt in The Undercurrent das Lebensgefühl einer Generation, die mit sich selbst und einer Welt voller Krisen ringt. Der Film begleitet Heranwachsende in einer Zeit voller Zweifel, Widersprüche und dem Wunsch nach Orientierung. Ihre persönlichen Geschichten spiegeln globale Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und digitale Abhängigkeit.
Ein Junge hält den Betrachter*innen ein Handyfoto einer Pflanze entgegen – obwohl er mitten in der Natur steht. Statt direkt hinzusehen, zoomt er in das digitale Bild. Eine Geste, in der Entfremdung aber auch das Bedürfnis nach Nähe zum Ausdruck kommt. Eine junge Frau entdeckt ein verrostetes Fahrzeug in der Natur. Sie setzt sich hinein, greift ans Lenkrad und stellt das Fahren nach. Ein Bild für Orientierungssuche – und für den Widerspruch, dass wir Veränderung wollen, aber Technologien nutzen, die die Krise mitverursachen. Heranwachsen bedeutet nicht zu wissen, wo man steht. Sich ausprobieren, verlieren und neu finden. Technologien versprechen Freiheit, erzeugen aber Abhängigkeit: Wie frei sind wir, wenn die Werkzeuge unserer Freiheit Teil des Problems sind?
The Undercurrent ist aus einem Workshop hervorgegangen, in dem Rory Pilgrim mit jungen Klimaaktivist*innen zusammenarbeitete. Sie lernten sich kennen, tauschten Erfahrungen aus und bauten Vertrauen auf. Aus diesen Begegnungen entstand eine kollektive Dynamik, die den Film strukturell und inhaltlich prägt. Gedreht wurde in Boise, der Hauptstadt des Bundestaates Idaho, die von vertrocknenden und wüsten Landschaften umgeben ist. Pilgrim arbeitet mit metaphorischen Bildern: Immer wieder blickt die Kamera durch Fenster und Türen von Häusern, die als fragile Zufluchtsorte erscheinen, in denen die Nähe der Beteiligten untereinander aber auch ihre Distanz gegenüber der Welt aufscheint.
Die Phase der Adoleszenz und der Klimawandel: beide markieren einen instabilen Zustand. In der Sorge um- und füreinander, die in den leisen, fragmentarischen Geschichten und einer emotionalen Bildsprache zum Ausdruck kommt, scheint für den Künstler die Perspektive für eine Zukunft zu liegen. Eine eigens entwickelte musikalische Komposition trägt den Film und unterstreicht diese Stimmung.