Charmaine Poh (2024), Video Wall Projection, 14:30

In ruhigem Rhythmus fließen Szenen weicher Lichtstimmungen, raschelnder Baumkronen und neugieriger Kinderhände über die Projektionsfläche. Mit ihrer Videoarbeit lässt Charmaine Poh drei queere Elternpaare aus Singapur zu Wort kommen. Die Interviewten erzählen von der strukturellen Diskriminierung queerer Familien, aber auch von ihren Lebenswegen und ihrem gemeinsamen Kinderwunsch. Durch die komplexe und liebevolle Begegnung von Ängsten und entschlossener Selbstverwirklichung werden unterschiedliche Formen des Zusammenlebens mit dem universellen Wunsch nach Familie und Geborgenheit verwoben.

Die Videoarbeit, deren Titel dem Gedicht „Water and Stone“ des chinesischen Naturphilosophen Lao Tzu entnommen ist, gleicht einem Prisma, das den Begriff Familie in unterschiedliche Bedeutungsebenen zerlegt. Gesellschaftlich und rechtlich werden queere Familien in Singapur nicht als Familie anerkannt. Bis 2022 galt ein aus der britischen Kolonialzeit stammendes Gesetz, das gleichgeschlechtlichen Sex kriminalisierte. Aktuell ist die gleichgeschlechtliche Ehe noch verboten.Statt bei heteronormativen Narrativen anzuhalten, was „natürlich“ oder „normal“ sei, zeigt Charmaine Poh vertraute Alltagsrituale in zwischenmenschlicher und naturgebundener Harmonie. Poh wechselt immer wieder zwischen Bildern aus der häuslichen Sphäre und aus der Natur und formt eine stille, zärtliche Vertrautheit von Körper und den Elementen. Durch das Zusammenfließen verschiedener queerer Familiengeschichten zeigt die Videoarbeit, dass im Zentrum von Familie eine gemeinsame, gelebte Praxis aus geteilten Träumen und Ängsten steht; eine intime Verbundenheit.

Zwischen Dokumentation, emotionaler Selbsterzählung und poetischen Bildern changierend, schafft Poh eine sichere softe Hülle inmitten der Natur. Dadurch eröffnet sich ein Raum für das Harte, um verletzlich über elterliche Ängste, den Wunsch nach Zugehörigkeit und den Traum von der eigenen Familie zu sprechen.

Charmaine Poh (*1990, Singapur) lebt und arbeitet in Berlin und Singapur. Ihre Fotografien, Filme und Performance-Arbeiten wurden unter anderem auf der Biennale Venedig (2024), in der Tate Modern (2020) oder dem Singapur Art Museum (2023) gezeigt. Sie ist Artist of the Year (2025) der Deutschen Bank.

Öffnungszeiten im Semester:
Montag bis Donnerstag, 12–17 Uhr
Freier Eintritt

I.G. Farben-Haus, Campus Westend
Goethe-Universität
1. Stock, Raum 1.357
Norbert-Wollheim-Platz 1
60323 Frankfurt am Main

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